Die Denkmalwürdigkeit des Individuums
Vier große Fotoabzüge an der Wand sowie weitere im selben Format, eingeklebt in ein Fotoalbum, dokumentieren die Aktion » To be a monument « der chinesischen Kunststudentin Hayiue Tao aus dem Jahr 2014. Sic bat dafür Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, auf einem leeren Sockel die Körperhaltung einer monumentalen Skulptur von Man Zedong einzunehmen. die vor der Landwirtschaftlichen Universität in Peking errichtet wurde. Aufgrund der gewählten Kameraperspektive verdeckt der Körper jeweils die Skulptur des ehemaligen Staatspräsidenten und erscheint selbst als lebendes Denkmal.
So steht das Individuum bildkompositorisch wie auch inhaltlich im Mittelpunkt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die kräftigen Farbtöne der im Kontrast zum grauen Kleidung der Figuren im K Gebäude im Hintergrund. Diese Inszenierung verweist auf die dem öffentlichen Raum zugrunde liegenden Machtstrukturen, welche die Denkmalwürdigkeit einer Persönlichkeit bestimmen. Die Wiederholung der Pose durch viele verschiedene Personen führt die Idee, eine bestimmte Persönlichkeit zu heroisieren ad absurdum. Umgekehrt kann darin aber auch eine Aufwertung des Individuums gelesen werden, indem die gezeigten Menschen repräsentativ für die Gesellschaft stehen und so im Werk jede Person eines Denkmals würdig wird.
Im Rahmen der Ausstellung kann der Betrachtende angeregt werden, darüber nachzudenken. wer in 100 Jahren mit einem Denkmal verewigt sein könnte oder sein sollte und welche Instanzen und Strukturen in der eigenen Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte schreiben.
Rebekka Marpent
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English Version
The monument-worthiness of the individual
Four big photo prints attached to the wall and more of the same format glued in a photo album document the art intervention »To be a monument « by Chinese art student Hayiue Tao from 2014. She asked people of different age and gender to stand on an empty pedestal and imitate the posture of a monumental sculpture of Mao Zedong, which is erected in front of the agricultural university in Peking. Because of the camera perspective chosen by the artist the bodies disguise the sculpture and appear as living monuments themselves.
That way, the individual is the center in form and content. This impression is supported by the strong colors of the people's clothing in comparison to the gray building in the background. This staging refers to the power structure of the public space. which dictates the monument-worthiness of a personality. The repetition of the pose by many different people leads the idea of heroising a single personality ad absurdum. Conversely, one can see it as an upvaluation of the individual as the shown people represent the whole society and thus, in this piece of art, every person becomes worthy of a monument.
In the context of the exhibition, the observer can be inspired to think about the questions, who in 100 years - could be or should be immortalised in a monument and which authorities and structures may make history in our environment.
Rebekka Marpent
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